Rêves dans la folle escale III

September 9, 2011  |  Blog, j'ai rêvé, la folle escale  |  No Comments

Rêves dans la folle escale II

September 8, 2011  |  Blog, j'ai rêvé, la folle escale  |  No Comments

rêves dans la folle escale 2 from Moviemiento on Vimeo.

Rêves dans la Folle Escale I

September 6, 2011  |  Blog, j'ai rêvé, la folle escale  |  No Comments

Ein Traum

September 5, 2011  |  Blog, j'ai rêvé  |  No Comments

Es ist stickig. Drückend. Staubig. Ein bisschen feucht. Das Treppenhaus ist meines. Das, das ich kenne. Das Licht fällt schräg durch das Fenster. Golden. Es lässt die Staubpartikel tanzen. Ob es Abend ist oder früher Morgen? Ich weiß es nicht. Jedenfalls schleppe ich mich hoch in den dritten Stock. Mit all dem Gepäck auf dem Rücken, das ich die letzten drei Wochen mit mir herum getragen habe. Durch südliche Großstädte, pitoreske Fischerdörfer, karge Berglandschaften, mondäne Einkaufspassagen, hügelige Wälder und rauschende Festivals auf abgeschiedenen Wiesen. Die Erinnerungen haben sich tief eingegraben in meinen verspannten Nacken, in den säuerlich-stechenden Duft meines T-Shirts und in die nun etwas gelockerte Sehne eines verstauchten Fußes. Nur noch drei Stufen bis nach Hause. Da wartet die Dusche; das Bett, das ich vor meiner Abreise noch schnell frisch bezogen habe. (Das mache ich immer so – die Melancholie über die zu Ende gegangene Reise wird so erträglicher). Vor der Tür merke ich, dass mir jemand zuvor gekommen ist. Da ist schon jemand da. Es rumpelt und dröhnt. Als ich die Tür öffne, wird die Luft noch einmal staubiger. Es riecht nach Gips, Bauschutt und Sägemehl. Als ob jemand die Wände meiner Wohnung rausgerissen hätte. Aus der Wolke schreitet ein Mann fortgeschrittenen Alters. Er hat graues schütteres Haar und trägt eine überdimensionierte Schutzbrille – wie man sie früher im Chemieunterricht anziehen musste, als man beigebracht kriegte, dass sich Natronlauge und Salzsäure zu Salzwasser verbinden. Schultze, ruft er mir zu und streckt mir die Hand entgegen. Kammerjäger sei er. Was er jage, will ich wissen. Milben, sagt er. Milliarden von Milben. Rot. Rot sei der ganze Boden gewesen. In die Wände hätten sie sich rein gefressen, den Boden und die Decke schon halb zersetzt. Jetzt seh ich es auch. Die Wände leuchten in hellem Rot. Und die Luft, die sie hinterlassen, riecht staubig. Sie kratzt förmlich. Dringen ein tief in meine Nase, wo sie ein juckendes Stechen hinterlassen. Ich muss einatmen. Der Juckreiz nimmt zu. Es fühlt sich an, als ob ich an einer Pfeffermühle röche. Der Staub sticht. Da ist kein Platz für Luft mehr in meiner Lunge.

Nachdem ich Niesen musste, merke ich, dass ich im Heu liege. Irgendwo in einer Gott verlassenen Gegend in Südfrankreich. Die Sonne drückt durch eine schmale Ritze in die Scheune, wo ich geschlafen habe. Sie scheint mir direkt ins Gesicht und lässt mich in einer blass-roten Welt zurück, wenn ich die Augen schließe und ich meine Augenlieder von innen ansehe. Kann man sich selbst von innen sehen? Offenbar schon. Obwohl jetzt sehe sich nichts mehr. Wenn ich die Augen schließe. Jetzt bleibt es schwarz. Abgesehen von den paar bunten Lichtern, die vor mir rum tanzen, weil ich grad in die Sonne geschaut habe. Und wenn ich’s mir recht überlege – habe ich wirklich die Augenlieder von innen gesehen? Es waren doch die Milliarden von Milben, die Herr Schultze mit seiner großen Brille bekämpfte, die ich gesehen habe. Der Gedanke ich ist mir zu schwierig. Ich drehe meinen Kopf aus der Sonne und schlafe noch einmal ein. Eine halbe Stunde vielleicht, um den wirren Traum zu verdauen – und in dem erleichterten Wissen, dass ich noch nicht die Treppe nach Hause hochsteige, wo mir allein das frischbezogene Bett bleibt, um mich von der Melancholie über einen endenden Sommer zu trösten.

Stephan